🎙️ Interview - ECOCERT x GOTS

Interview mit Franziska Dormann, Head of Regional Representatives & Representative to Luxury Brands – GOTS, um alles über dieses unverzichtbare Textilsiegel zu verstehen.

1. Warum wurde GOTS ins Leben gerufen?

GOTS wurde eingeführt, um einen weltweit einheitlichen und glaubwürdigen Standard für ökologische Textilien zu schaffen.

Vor GOTS war der Sektor stark fragmentiert: Zahlreiche nationale und private Standards erschwerten es Produzenten, Marken und Verbrauchern, eine einheitliche ökologische und soziale Einhaltung entlang der gesamten textilen Lieferketten sicherzustellen.

Das Ziel war es, einen transparenten, überprüfbaren Standard zu schaffen, der alle Schritte abdeckt – vom Anbau der Bio-Fasern über eine umwelt- und sozialverantwortliche Verarbeitung bis hin zur Kennzeichnung. So können Marken echte Nachhaltigkeit nachweisen, und Verbraucher erhalten die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen.

2. Was sind die wichtigsten Garantien des Labels?

Das GOTS-Label garantiert, dass ein Textilprodukt:

• mindestens 70 % zertifizierte Bio-Fasern enthält (und 95 % bei Produkten mit der Kennzeichnung „organic“).
• in umweltverantwortlichen Betrieben verarbeitet wird – einschließlich Vorgaben zu Chemikalieneinsatz, Abwasserbehandlung und Energieeffizienz.
• strenge soziale Kriterien erfüllt, die auf zentralen Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) basieren, darunter faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen sowie das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit.
• in jedem Schritt vollständig rückverfolgbar und transparent ist – vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.

Das GOTS-Logo ist somit ein umfassender Nachweis dafür, dass ein Produkt sowohl wirklich biologisch als auch ethisch produziert ist.

3. Warum ist dieses Label zuverlässig?

Die GOTS-Zertifizierung ist zuverlässig, weil sie unabhängig durch akkreditierte Drittzertifizierungsstellen überprüft wird, darunter etwa Ecocert, Control Union, Soil Association Certification und andere.

Diese Zertifizierungsstellen:

• führen jährliche Vor-Ort-Inspektionen in Verarbeitungs- und Produktionsbetrieben durch.
• überprüfen Dokumentationen, Materialflüsse und Kennzeichnungsangaben.
• müssen selbst nach ISO/IEC 17065 akkreditiert sein, was ihre Kompetenz und Unparteilichkeit sicherstellt.

Dieser unabhängige Prüfmechanismus verleiht dem GOTS-Label seine weltweite Glaubwürdigkeit und Integrität. Weder Marken noch Lieferanten können die Einhaltung selbst erklären – nur akkreditierte Zertifizierungsstellen dürfen das Zertifikat ausstellen.

4. An wen richtet sich die GOTS-Zertifizierung?

Die GOTS-Zertifizierung richtet sich an die gesamte textile Lieferkette, darunter:

• Spinnereien, Webereien, Strickereien sowie Färbe- und Veredelungsbetriebe
• Hersteller von Bekleidung, Heimtextilien und Accessoires
• Marken und Einzelhändler, die zertifizierte Produkte anbieten möchten
• Händler und Exporteure, die im Bio-Textilhandel tätig sind

Kurz gesagt: Jede Organisation, die Bio-Fasern verarbeitet oder handhabt und fertige Produkte mit dem GOTS-Siegel verkaufen möchte, muss zertifiziert sein.

5. Was sind die wichtigsten Herausforderungen im Textilsektor, und wie reagiert GOTS darauf?

Hier die zentralen Herausforderungen sowie die Lösungen, die das GOTS-Label dafür bietet:

• Greenwashing und mangelnde Transparenz: GOTS bietet ein klares, überprüfbares Zertifizierungssystem mit Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette.

• Ökologische Auswirkungen der Verarbeitung: GOTS beschränkt den Einsatz toxischer Stoffe, schreibt eine ordnungsgemäße Abwasserbehandlung vor und fördert den Einsatz nachhaltiger Energie.

• Schlechte Arbeitsbedingungen: GOTS verankert soziale Kriterien auf Basis der ILO-Kernnormen und verlangt regelmäßige Audits sowie einen Due-Diligence-Prozess.

• Verbrauchervertrauen: Das GOTS-Label dient als glaubwürdiges Siegel, das ökologische und soziale Kriterien vereint.

6. Was sind Ihre Ziele für 2026?

Bis 2026 besteht das Ziel von GOTS darin, weiterhin der globale Maßstab („Goldstandard“) für nachhaltige Textilien zu sein und einen systemischen Wandel hin zu transparenter, fairer und zirkulärer Textilproduktion voranzutreiben.