Interview mit William Morré, Commercial Manager MSC Benelux & Maurane Martin Hernandez, Market Development Manager ASC Belgium.
1. Wie sind die ASC- und MSC-Siegel entstanden?
William: Der Marine Stewardship Council (MSC) Der Marine Stewardship Council (MSC) wurde 1997 von WWF und Unilever gegründet – als Reaktion auf den Zusammenbruch der Kabeljaufischerei an den Grand Banks im Jahr 1992. Dieses Ereignis machte das Ausmaß von Überfischung und nicht nachhaltigen Fangmethoden deutlich. Die Mission des MSC ist es, ein Umweltsiegel und ein Zertifizierungsprogramm für Fischereien zu etablieren, das nachhaltige Fischerei fördert, indem es Betriebe auszeichnet, die strenge, wissenschaftlich fundierte Standards in Bezug auf Bestandsgesundheit und wirksames Management erfüllen.
Maurane: Der Aquaculture Stewardship Council (ASC) wurde 2010 als wirkungsorientierte NGO gegründet. In Zusammenarbeit mit der IDH (Dutch Sustainable Trade Initiative) und dem WWF Niederlande war es das Ziel, Aquakultur nachhaltiger zu machen. Der ASC basiert auf dem Grundsatz, die Fischzucht grundlegend zu transformieren, und setzt sich für echte, messbare Veränderung ein. Um dies zu erreichen, legt der ASC strenge Standards für Meeresfrüchte und Farmen fest und sorgt für hohe Sicherheit und Glaubwürdigkeit entlang der gesamten Lieferkette.
2. Wie zuverlässig sind die ASC & MSC Siegel?
William & Maurane: Die Systeme von ASC und MSC wurden anhand des ISEAL Code bewertet und erfüllen diesen vollständig. Der ISEAL Code ist ein weltweit anerkanntes Rahmenwerk, das bewährte Praktiken für wirksame und glaubwürdige Nachhaltigkeitssysteme definiert. Um einen verlässlichen, inklusiven und transparenten Standardsetzungsprozess sicherzustellen, wurden die ASC- und MSC-Standards im Einklang mit den Leitlinien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sowie dem ISEAL Code of Good Practice for Sustainability Systems entwickelt.
Eine unabhängige Zertifizierung durch Drittparteien, wie etwa Ecocert, stellt zudem sicher, dass es eine klare Trennung zwischen dem MSC als Standardgeber und den Stellen gibt, die für die Bewertung und Zertifizierung von Fischereien, Farmen und Unternehmen in der Lieferkette verantwortlich sind.
3. Für wen sind die ASC- und MSC-Zertifizierungen gedacht?
William & Maurane: Beide Siegel richten sich an die Fisch- und Meeresfrüchtebranche. Während der ASC den Fokus auf die Fisch- und Meeresfrüchtezucht legt, setzen die strengen Standards des MSC den Maßstab für nachhaltige Fischerei. Beide Organisationen entwickeln Standards für verschiedene Akteure entlang der gesamten Lieferkette – vom Betrieb oder Fischereibetrieb bis hin zum Teller der Verbraucherinnen und Verbraucher.
4. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden Siegeln?
William & Maurane: ASC und MSC ermutigen Händler und weitere Akteure der Lieferkette,ihre Meeresfrüchte so nachhaltig wie möglich zu beziehen. Gemeinsam führen sie regelmäßig verbraucherorientierte Kampagnen durch – wie zum Beispiel die jährliche “Check deinen Fisch” -Kampagne im September. Diese Sensibilisierungskampagne umfasst vielfältige Aktivitäten, Kommunikationsmaßnahmen und Partnerinitiativen, um Konsumentinnen und Konsumenten. für verantwortungsvoll gezüchtete oder nachhaltig gefangene Meeresfrüchte zu sensibilisieren und ein besseres Verständnis dafür zu schaffen.
Über die Kommunikation hinaus teilen sich MSC und ASC auch denselben Chain of Custody (CoC)-Standard. Dieser stellt sicher, dass Produkte mit dem ASC- oder MSC-Siegel bis zu einer zertifizierten Quelle – ob wild gefangen oder gezüchtet – zurückverfolgt werden können.
Um den Prozess für Unternehmen effizienter zu gestalten, werden unabhängige Zertifizierungsstellen wie Ecocert häufig autorisiert, sowohl nach MSC- als auch nach ASC-Standards zu prüfen. Diese Audits können kombiniert durchgeführt werden, sodass zertifizierte Unternehmen ihre Compliance-Prozesse optimieren, Audit-Aufwände reduzieren und Ressourcen sparen können.
5. Was sind die größten Herausforderungen im Fischereisektor?
William: Die Fischerei ist ein komplexer Sektor, weil ökologische, wissenschaftliche, wirtschaftliche und soziale Faktoren eng miteinander verknüpft sind.
Zu dieser Komplexität gehören etwa die Bewertung und das Management wildlebender Fischbestände, die Auswirkungen des Klimawandels wie sich verschiebende Verbreitungsgebiete, die Bekämpfung von illegaler, undokumentierter und unregulierter (IUU) Fischerei, die Minimierung ökologischer Folgen sowie die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit innerhalb einer globalen Lieferkette.
6. In drei Worten: Welche zentralen Herausforderungen gehen ASC und MSC an?
William: Für den MSC lassen sich die Hauptthemen in den drei Kernprinzipien unseres Fischereistandards zusammenfassen. Sie sind zwar anspruchsvoll, aber genau darin liegt unsere größte Stärke:
Maurane: Der ASC-Farmstandard definiert verantwortungsvolle Praktiken für die weltweite Fisch- und Meeresfrüchtezucht. Seine wirkungsorientierten Nachhaltigkeitsanforderungen umfassen Tierwohl, Betriebsführung, Menschenrechte und Umweltschutz – für Fisch, Farm, Mensch und Planet.
7. Was sind Ihre Ziele für 2026?
William & Maurane: Für die “Check deinen Fisch” -Kampagne, ist 2026 ein wichtiger Meilenstein, da wir auf unserer ersten länderübergreifenden Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aufbauen. Unser Ziel ist es, diese Synergien weiter zu vertiefen und die Kampagne als wiederkehrendes, wirkungsstarkes Event im Kalender unserer Partner zu etablieren.
Darüber hinaus wollen wir weiterhin über die ASC- und MSC-Siegel informieren und das Bewusstsein für nachhaltige Meeresfrüchte in unseren Märkten stärken. Dafür arbeiten wir mit einem breiten Netzwerk aus Partnern zusammen – von Fischereien und Aquakultur-Betrieben über Händler und Akteure der Lieferkette bis hin zu Zertifizierungsstellen wie Ecocert.. Dieser gemeinsame Ansatz ist der Schlüssel, um echte Wirkung zu erzielen, mehr Verbraucherinnen und Verbraucher zu erreichen und den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Meeresfrüchtesektor zu unterstützen.
William: Das strategische Ziel des MSC bis 2030 ist es, ein Drittel der weltweiten Meeresfrüchtefänge in unser Programm einzubinden. Um dieses Ziel zu erreichen, erweitern wir unsere Präsenz in Wachstumsmärkten, stärken unsere Position in etablierten Märkten und unterstützen Fischereien auf dem Weg zur Zertifizierung – unter anderem durch Initiativen wie den Ocean Stewardship Fund und das neue MSC Improvement Program, die weltweit Innovation und Verbesserungsprozesse fördern.
Maurane: Mit Blick auf 2026 konzentriert sich der ASC vor allem auf zwei große Meilensteine: das erste ganze Jahr, in dem zertifizierte Betriebe ausschließlich Futtermittel gemäß dem ASC-Futtermittelstandard verwenden müssen, sowie die Unterstützung von Produzenten und Auditoren während der Übergangsphase zum neuen ASC-Farmstandard, der ab Mai 2027 vollständig verbindlich sein wird.
Diese Übergangszeit ist entscheidend, und wir setzen alles daran, Produzenten und Auditoren mit Leitfäden, Schulungen und Ressourcen auszustatten, damit sie erfolgreich durch diesen Prozess gehen.. Unser Ziel ist, diesen Weg so reibungslos wie möglich zu gestalten – und wir freuen uns darauf, im kommenden Jahr die erste Farm feiern zu können, die nach dem neuen Standard zertifiziert wird. Beide Projekte sind wichtige Schritte, um eine echte und dauerhafte Veränderung in der globalen Fischzucht voranzutreiben.
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